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AutorenbildVerena

So erlebten wir den ersten Fieberkrampf

Wenn euer Kind einen Fieberkrampf hat: Ruhe bewahren! Dinge aus der näheren Umgebung räumen, damit sich das Kind nicht verletzt. Kopf Polstern. Notruf absetzen. Wenn ihr habt: Notfallmedikament geben.


Letzten Monat war ich mit Motte und Maus beim Beeren pflücken. Sie hatten großen Spaß. Bis Motte auf einmal vollkommen erledigt war. Also sind wir natürlich heimgefahren und auf die Couch. Da stellte sich dann schnell heraus, dass sie Fieber hat. Also was dagegen gegeben und prompt ging es ihr wieder "gut". Natürlich haben wir dann dennoch erstmal langsam gemacht und den Tag zu Hause verbracht. Abends hatte sie dann wieder Fieber und war erledigt. Also brachten wir sie ins Bett und ich gab ihr noch was gegen das Fieber. Das Kind ist dann eingeschlafen. Bis mein Mann (er machte noch die Einschlafbegleitung bei der Maus) gut 5 Minuten später rief, dass Motte einen Fieberkrampf hat.


Ich sprinte also hoch und sehe das Kind seitlich im Bett liegen. Kopf überstreckt, Arme und Beine krampfen. Sie ist nicht ansprechbar. Da sie im Bett gepolstert lag, rief ich gleich den Notruf an. Ich meldete, dass sie einen Fieberkrampf hat und frage, was ich tun soll. Der Mann von der Leitstelle nimmt meine Daten auf und sagt, dass der Krankenwagen gleich kommt. Im Laufe des Telefonates hört Motte auf zu krampfen und schläft nahezu nahtlos ein. Man merkt ihr die Erschöpfung richtig an. Sie ist kaum ansprechbar, einfach sehr, sehr müde. Wir lassen sie erstmal ein wenig dösen (aber kontrollieren natürlich Puls und Atmung). Mein Mann bleibt oben, ich rufe die Oma an, damit sie schnell kommt und auf die Maus aufpasst. Dann packe ich schnell das Nötigste fürs Krankenhaus, Versichertenkarte, Maske für mich, Wechselklamotten, Schnuller, Kuscheltier, Kissen für die Motte, Ladekabel, Handy.


Mit gepackten Sachen gehe ich wieder hoch, wecke die Motte und nehme sie mit nach unten. Die Sanitäter sind inzwischen da, ein Notarzt kommt gleich darauf. Ich lege sie auf die Trage im Krankenwagen. Sie messen Fieber: 40,3° (Beim ins Bett bringen hatte sie 38,3°). Motte ist inzwischen wieder am Wegdämmern. Die Sanis legen ihr einen Zugang am Arm, geben ihr Paracetamol zum Fieber senken und schließen ihren Zeh an dieses Überwachungsgerät an. Dann werde ich beruhigt und unsere Daten werden aufgenommen. Zeitgleich fragt jemand bei den Kliniken in der Umgebung an, wer uns aufnimmt. Kurz darauf ist das Kind wieder voll ansprechbar und schaut sich im Krankenwagen um und spielt mit ihrem Kuscheltier. Mir wird mehrfach erklärt, dass ein Fieberkrampf etwas "ganz normales" sei und man das kaum verhindern könne. Ich solle mir keine Sorgen machen, bis 6 Jahre krampfen manche Kinder wegen Fieber, danach gehe das aber wieder von selbst weg.


In der Klinik werden dann nochmals ihre Werte überprüft. Inzwischen hat sie nur noch 38,9° Temperatur, das Fieber geht also zurück. Nachdem das EKG und die Überwachung am Zeh angeschlossen wurden und ihr Blut abgenommen wurde, durfte sie schlafen. Wir haben dann noch ca. eine Stunde in der Notaufnahme gewartet, bis wir auf das Zimmer durften (natürlich nicht ohne Corona Schnelltest und PCR).


Auf dem Zimmer hat Motte dann eigentlich umgehend geschlafen und auch ziemlich durchgeschlafen; bis ca. um 2 Uhr nachts. Die Schwester kam noch einmal rein, um Fieber zu messen, sie hat eine Temperatur von 37,9. Keine halbe Stunde später krampft sie wieder. Ich rufe die Schwester. Sie bringen eine Ärztin, sowie ein "Anfallset" mit. Darunter ein Beatmungsgerät und eine Rektiole, also eine Art Tube, die man rektal einführt. Zunächst wird sie beim Krampfen "beobachtet". Nach kurzer Zeit hört sie auf zu zucken, ist aber noch nicht ansprechbar. Die Ärztin erklärt, dass sie sich jetzt noch "im Krampf" befindet. Da dieser Zustand länger anhält als 2 Minuten, geben sie ihr nun die Rektiole. Kurz darauf ist sie dann ansprechbar. Sie bekommt ein wenig Sauerstoff und etwas zum Fieber senken. Das Fieber ist jetzt bei 40,3 °C. Sie ist müde und will weiter schlafen. Ich werde angeleitet Wadenwickel zu machen (ja kein kaltes Wasser verwenden, sondern "lauwarmes"). Kurze Zeit später ist der Spuk wieder vorbei und das Fieber sinkt. Die Schwestern kommen regelmäßig zum Temperatur messen, sie hat dann aber durchgeschlafen und nicht nochmal gefiebert. Wir sollten jetzt noch 24 Stunden zur Beobachtung bleiben, eigentlich hätte man auch noch ein EEG machen sollen. Da aber Wochenende und dann Feiertag waren, haben sie uns nach Hause geschickt und veranlasst das EEG ambulant zu machen.


Schlussendlich erklärt mir die Ärztin im Entlassgespräch, dass Fieberkrämpfe nichts Ungewöhnliches seien. Sie treten bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis zum 6. Geburtstag auf, gehen dann aber üblicherweise auch wieder weg und hinterlassen keine bleibenden Schäden. Besonders treten die Fieberkrämpfe auf, wenn das Fieber schnell steigt. In diesen Fällen könne man dann auch nichts tun, um dem vorzubeugen. Ein Fieberkrampf kann einhergehen mit Bewusstseinsverlust, Blaufärbung im Bereich der Lippen und Muskelverspannung oder Muskelzuckung oder Schlaffheit. Wenn der Fieberkrampf länger als 2 Minuten anhält, soll ich das Notfallmedikament (Rektiole Diazepam geben). Nach dem Fieberkrampf soll das Kind einem Arzt vorgestellt werden (Kinderarzt oder Krankenhaus). Dann wird entschieden, ob ein EEG geschrieben wird.


Wenn es euch also trifft, dann versucht Ruhe zu bewahren. Schaut, dass das Kind sich nicht verletzen kann (also Gegenstände weglegen, Möbel ggf. zur Seite rücken oder Ähnliches, je nachdem kann man den Kopf des Kindes polstern, damit sich das Kind auch nicht am Kopf verletzen kann) und dann ruft einen Krankenwagen. Die Sanitäter entscheiden dann, ob das Kind ins Krankenhaus muss oder nicht (in der Regel wird aber ein EEG danach geschrieben).


Anbei noch die Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.



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